Nicht Google verliert -
du fehlst im Answer-Layer


Wie sich Sichtbarkeit im Jahr 2025 weg von Suchmaschinen und hin zu KI-Systemen verschiebt – und was Marketingorganisationen jetzt tun müssen.

Einleitung: Die stille Verschiebung der Sichtbarkeit

Seit Jahren diskutieren Marketing- und SEO-Teams darüber, wie man Google-Updates, neue Rankingfaktoren und algorithmische Veränderungen in den Griff bekommt. 2025 zeigt sich jedoch eine neue Wahrheit:

Die größte Ursache sinkender Sichtbarkeit ist nicht Google.

Sondern die Tatsache, dass Kund:innen ihre Fragen längst an KI-Systeme richten.

ChatGPT, Perplexity und Google AI Overviews formen einen neuen ersten Kontaktpunkt – einen, den viele Unternehmen in ihren Strategien noch gar nicht berücksichtigen. Die Sichtbarkeit wandert aus klassischen SERPs in den Answer-Layer generativer KI.

Und genau dort fehlen die meisten Marken.

Illustration zur Verschiebung von SERPs zu KI-Antworten

1. Der strukturelle Wandel der Suche: Von SERPs zu Answers

Der zentrale Shift ist klar belegt. Laut aktuellen Analysen verarbeiten generative KI-Interfaces inzwischen hunderte Millionen Anfragen pro Tag. ChatGPT allein verarbeitet rund 2,5 Milliarden Nachrichten täglich und zählt über 800 Millionen wöchentliche Nutzer:innen.

Während Google weiterhin den Großteil des Web-Traffics generiert, wächst die Nutzung von KI-Interfaces um über 80 % in 24 Monaten, während Suchmaschinentraffic leicht rückläufig ist (–0,5 %).

Dazu kommt ein zweiter, massiver Effekt:

Sichtbarkeit entsteht nicht mehr durch Rankings, sondern durch Zitationen.

2. Warum Marken im KI-Ökosystem unsichtbar bleiben

Generative KI sucht nicht wie Google nach „den besten 10 Links“, sondern nach wenigen hochrelevanten, vertrauenswürdigen Quellen, aus denen Antworten generiert werden. LLMs bevorzugen Inhalte, die:

  • klar strukturiert sind (Überschriften, FAQs, Schrittfolgen)
  • Fragen explizit beantworten
  • aktuelle Daten, Studien und Zahlen enthalten
  • starke Domain-Autorität und Brand-Mentions aufweisen
  • als vertrauenswürdige Entität im Wissensgraph erscheinen

Diese Mechanismen führen zu einer neuen Realität:

Viele Marken erscheinen in KI-Antworten gar nicht, selbst wenn ihre Inhalte in Google gut ranken.

Das ist kein technisches Detail. Es ist ein strategisches Risiko. Denn generative KI reduziert die Zahl der sichtbaren Quellen dramatisch – häufig auf 3 bis 10 Links. Wenn du dort nicht vorkommst, existierst du für die entscheidenden Zielgruppen schlicht nicht.

3. Warum Kund:innen längst bei KI suchen – und was das konkret bedeutet

Die folgenden Beispiele zeigen, wie sich Informationswege verändern:

  • Entscheider:innen vergleichen SaaS-Tools inzwischen eher über ChatGPT oder Perplexity als über fünf SEO-Artikel.
  • Komplexe Fragestellungen („Welche CDP eignet sich für ein Retail-Unternehmen?“) werden heute direkt an KI gestellt.
  • Produktlisten, Anbieterübersichten und erste Einschätzungen werden zunehmend dialogbasiert generiert.

Das heißt: Kund:innen googeln Anbieter immer seltener – sie lassen sich zu ihnen oder an ihnen vorbei empfehlen.

Marketingorganisationen unterschätzen oft, wie früh KI heute in der Customer Journey wirkt:

  • Awareness: KI liefert komprimierte Marktübersichten.
  • Consideration: KI erstellt Pro/Contra-Analysen.
  • Shortlists: KI schlägt 3–5 Anbieter vor – basierend auf Quellen, die sie kennt.
  • Pre-Sales-Vorbereitung: KI erstellt Checklisten und Fragenkataloge.

Wenn ein Unternehmen in diesen frühen Schritten nicht vorkommt, taucht es im Entscheidungsprozess gar nicht mehr auf.

4. GAIO statt SEO: Die neue Pflichtdisziplin

SEO ist nicht tot – aber ohne GAIO (Generative AI Optimization) nicht mehr ausreichend.

Die Kernidee von GAIO lautet:

Optimiere nicht für Rankings, sondern für Antworten.

Während SEO auf Keywords, SERPs und klassische Onpage-Faktoren setzt, fokussiert GAIO auf drei neue Ebenen:

4.1 Content-Struktur für LLMs

  • tl;dr-Abschnitte
  • klare Frage-Antwort-Segmente
  • Listen, Tabellen, Vergleichsmatrizen
  • Schema.org-Markup (FAQ, HowTo, Product, Article)

4.2 Daten- und Quellenstrategie

  • LLMs bevorzugen Inhalte mit konkreten Zahlen, Studien, Benchmarks und Datierung.
  • Eigene Reports und Branchenzahlen haben überproportional hohe Wirkung.

4.3 Brand-Mentions & Wissensgraph

  • LLMs greifen auf breite Webquellen zu: LinkedIn, Medien, Podcasts, Fachportale.
  • Marken mit vielen Erwähnungen in vertrauenswürdigen Quellen werden häufiger zitiert.
  • GAIO ist damit weniger eine Content-Strategie als eine Sichtbarkeitsstrategie für eine KI-dominierte Suchwelt.

5. Warum Marketingorganisationen den Shift verschlafen

Die meisten Marketingteams arbeiten 2025 noch mit einem Google-Erfolgsmaßstab. Doch Sichtbarkeit entsteht längst woanders.

Gründe für das „Visibility Gap“:

  • Veraltete KPIs (Rankings, Time on Page, organischer Traffic)
  • Kein Monitoring von KI-Antworten
  • Fehlende Content-Strukturen für generative Modelle
  • Mangel an eigenen Daten und Studien
  • Kaum PR- oder Brand-Mention-Strategien
  • Keine Governance für KI-Quellenarbeit

Unternehmen verlieren Sichtbarkeit nicht, weil Google „schlechter“ performt – sondern weil sie im Answer-Layer nicht existieren.

6. Was Unternehmen jetzt tun müssen: Das GAIO-Playbook 2025

Das Playbook basiert auf sechs Schritten:

1. Fragenbasierten Content entwickeln

  • Content entlang realer Nutzerfragen („Was ist …?“, „Wie funktioniert …?“).
  • FAQ-Hubs, Glossare, „Explain-it-like-I’m-12“-Artikel.

2. Strukturierte Antworten liefern

  • Listen, Tabellen, Schrittfolgen, tl;dr-Abschnitte.
  • LLMs bevorzugen Inhalte, die leicht extrahierbar sind.

3. Eigene Studien & Benchmarks veröffentlichen

  • LLMs lieben belastbare Daten.
  • Dies ist einer der stärksten Hebel.

4. Brand-Mentions steigern

  • Gastbeiträge, PR, Medienpräsenz, Podcasts.
  • Mehr Erwähnungen in vertrauenswürdigen Quellen führen zu höherer LLM-Zitationswahrscheinlichkeit.

5. Multi-Plattform-Präsenz ausbauen

  • Nicht nur Website.
  • LinkedIn, YouTube, Fachportale, Research-Plattformen.
  • LLMs crawlen diverser als klassische Suchmaschinen.

6. Monitoring etablieren

  • Fragen an KI-Tools wie: „Welche Quellen hast du verwendet?“
  • „Welche Anbieter empfiehlst du zu [Thema] im DACH-Markt?“
  • Sichtbarkeitsmessung im Answer-Layer.
Illustration eines GAIO-Playbooks oder Dashboards

7. Die strategische Bedeutung für CMOs und Vertriebsleiter:innen

Für die Zielgruppe der AI Marketing Group – innovationsorientierte Marketing- und Vertriebsleiter:innen – ist dieser Shift nicht nur eine technische Entwicklung, sondern eine strategische Führungsaufgabe.

Denn:

  • Sichtbarkeit entscheidet Umsatz.
  • Unsichtbarkeit im Answer-Layer bedeutet Pipeline-Verlust.
  • GAIO ist Voraussetzung, um in KI-basierten Customer Journeys überhaupt stattzufinden.

Die „strategischen Nutzer:innen“ – wissensintensive Entscheider:innen – sind heute die ersten, die KI für Recherche einsetzen. Genau diese Gruppen definieren die Märkte von morgen.

Fazit: Sichtbarkeit entsteht dort, wo Antworten generiert werden

  1. Nicht Google verliert – viele Marken fehlen im Answer-Layer.
  2. SEO bleibt wichtig, ist aber nur noch die Hygieneebene.
  3. Die neue Königsdisziplin lautet: GAIO.
  4. Marken, die verstehen, wie LLMs Inhalte auswählen, strukturieren und zitieren, gewinnen.
  5. Marken, die das ignorieren, verlieren Sichtbarkeit genau dort, wo Kaufentscheidungen beginnen.
  6. Der Kampf um Sichtbarkeit wird nicht mehr auf Seite 1 geführt – sondern in drei bis zehn Zeilen KI-generierter Antworten.